erysipel-Rezidiv-Prophylaxe

    • Offizieller Beitrag

    Sehr geehrter Herr Dr. Martin!
    Noch einmal eine medizinische Frage an Sie:
    Bei Recherchen zur Rezidiv-Prophylaxe beim Erysipel bin ich auf die "Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin" von Prof. Dr. P.Altmeyer (Bochum) gestoßen. Hier geht es um zyklische antibiotische Prophylaxe.
    Schema 1: Penicillin G 10 Mio IE / Tag i.v. über 10 Tage alle 3 Monate, Behandlungsdauer 1 Jahr.
    Schema 2: Penicillin V 250 mg 2 mal / Tag p.o. über 6 Monate
    Hiermit soll eine Senkung des Rezidivrisikos von rund 50 % erreicht werden.
    In den Leitlinien der Deutschen Lymphologischen Gesellschaft finde ich dergleichen Empfehlungen nicht.
    Ich wüßte gern, wie ich diese Information einordnen soll. Macht eine prophylaktische antibiotische Behandlung im rezidivfreien Intervall Sinn?
    Mit freundlichen Grüßen
    Griselda

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, die letzten Tage waren bei mir sehr turbulent, daher komme ich erst jetzt dazu, mich für Ihre Informationen zu bedanken.

    Die Sinnhaftigkeit der antibiotischen Rezidivprophylaxe scheint außer Zweifel zu stehen, über das "Wie" gehen die Meinungen anscheinend auseinander, wie Ihre Antworten zeigen. Es ist schade, daß die Leitlinien in dieser wichtigen Frage keine Orientierungshilfe bieten. Offenbar besteht hier noch erheblicher Forschungsbedarf.

    Ich bedanke mich bei Ihnen Beiden ganz herzlich, liebe Grüße an Alle und ein schönes Wochenende

    Griselda

  • Liebe Griselda,

    ich hatte die zyklische antibiotische Prophylaxe von der Sie oben schreiben vor über 10 Jahren durchgeführt und lag sogar zum ersten Zyklus stationär in Bochum. Sofort nach dem stationären Aufenthalt bekam ich wieder ein Erysipel. Nach dem Zyklusjahr auch weiterhin Rezidive.

    Mir hat einzig und allein eine Erysipelprophylaxe mit täglicher Einnahme von Penizillin geholfen.


    LG Susi

  • Diese Eigenbeobachtung ist auch in einer Studie " herausgekommen". Je besser das Lymphödem umso , in der Regel , geringer das Risiko für Erysipele.

    Natürlich sind Hautkrankheiten ( Psoriasis , Neurodermitis ... ) und Lymphcysten , Lymphvarizen ... auch risikobeeinflussend

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank für Ihre Beiträge. Es ist wohl doch so, daß es die "Methode der Wahl" in diesem Fall nicht gibt und das optimale Verfahren individuell ausprobiert werden muß - probieren geht über studieren!

    Nur schade, daß man hier und da Lehrgeld zahlen muß; ich habe nur einen Tag wegen einer kleinen Druckstelle die Pelotte im Vorfußbereich weggelassen, schon haben sich Lymphzysten entwickelt. Ich hoffe,daß ich sie mit permanentem Druck wieder wegkriege.

    Hat evtl. jemand Erfahrung damit? Können solche Zysten auch wieder verschwinden? Ich habe große Angst, daß daraus Fisteln entstehen - dann ist das nächste Erysipel nicht mehr weit!

    Ansonsten Allen ein schönes Wochenende, liebe Grüße

    Griselda

  • Sehr geehrter Herr Dr. Martin,

    gestern kam ich von der Klinik nach Hause, wo mein erstes Erysipel -Rezidiv behandelt wurde. Am ersten Tag bekam ich Penicillin-Infusionen, die nicht den gewünschten Erfolg brachten. Dann fünf Tage lang viermal tägl. Clindamycin und die Rötung am rechten Oberschenkel und Unterbauch ging bald zurück. Daran anschließend nehme ich nun noch neun Tage 3x1 Penicillin V 1,2 Mio IE.

    Ich bin nun ziemlich verunsichert, ob diese Behandlung ausreicht, zumal ich ja bei der Reha letztes Jahr in der Földiklinik von der Gefahr weiterer Rezidive gehört habe.

    Viele Grüße, Marie

  • Die gesamte Therapiedauer mit Antibiose sollte Tage zumindest sein . ( Nach 1 Tag kann man noch nicht "Wunder") erwarten , meist bessert sich der Befund( Fieber... ) erst nach 2-3 tagen)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,Marie!

    Ich hatte vor 3 Monaten auch das erste Erysipel-Rezidiv.

    Nach umfangreicher Recherche hier im Forum (s.o.), im Internet sowie bei der Dermatologischen Uniklinik Magdeburg sieht meine Rezidiv-Prophylaxe folgendermaßen aus:

    Selen 100 Microgramm 1 Tbl. / Tag als Dauertherapie

    Azithromycin 500 mg oral über 7 Tage alle 3 Monate, mindestens 1 Jahr

    Im übrigen gilt wohl, was Dr. Martin weiter oben zu diesem Thema geschrieben hat: jede Verschlechterung des Ödems erhöht das Risiko eines Erysipel-Rezidivs. Also immer brav die Kompressionsbestrumpfung tragen! ;)

    Liebe Grüße, Griselda

  • Hallo Griselda,

    danke für die Info. Ich habe von der Klinik keinerlei Vorschläge für eine Rezidiv-Prophylaxe bekommen. Nun muß ich mir wohl ein Arzt suchen, der mir eine vernünftige Prophylaxe verordnet.

    Viele Grüße, Marie

  • Und wie ist das mit einer doch dauerhaften Antibiotika Gabe mit dem Immunsystem...?

    Das geht doch bei so häufigen Gaben arg in die Knie?

    Was kann ich unter "Rezidiv" versteh ? Das Wiederauftreten nach Verletzung?

    Gruß Reserl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,Reserl,

    natürlich muß man bei jedem Medikament, insbesondere bei so potenten wie Antibiotika, sorgfältig Nutzen gegen Risiko abwägen.

    Aber da das Erysipel für einen Lymphödem-Patienten den "Super-Gau" bedeutet, ist die prophylaktische Antibiotika-Therapie wohl gerechtfertigt.

    Antibiotika sind keine Immunsuppressiva, sie können zwar als Nebenwirkzung z.B. die Darmflora stören (Durchfall), aber das Immunsystem wird davon nicht beeinflußt.

    Zum Rezidiv: es kann sein, daß nach überstandenem Erysipel Keime im Gewebe und in den Lymphknoten übrigbleiben. Wenn sich dann die lokale Abwehrlage verschlechtert, z.B. weil das Ödem zunimmt, flammt die Infektion wieder auf - ohne neue Verletzung (Eintrittspforte).

    Durch die Antibiotikaprophylaxe versucht man, diese restlichen Keime auch noch "zu erwischen".


    Am besten besprichst Du das mit Deinem Arzt. Fall er sich damit nicht auskennt, kannst Du ihn an die Dermatologische Universitätsklinik Magdeburg verweisen - dort wird (oder wurde) wissenschaftlich zu diesem Thema gearbeitet, von dort habe ich meine Empfehlung zur Antibiotika-Prophylaxe. Aber auch die lymphologischen Fachkliniken geben hier sicher gern Auskunft.

  • danke Griselda und CR1

    das hat mich erstmal "theoretisch" interessiert.

    Momantan hab ich seit 4,5 Jahren Ruhe nach meinem ersten Erysipel und hoffe das bleibt so :)

    Allerdings hab ich grade zwei kurzfristig hintereinander erfolgte Antibiosen wegen Zahnops hinter mir...das war kein Spaziergang..

    Drum mein Interesse.

    Gruß Reserl