Chronische Nagelfalzentzündung am Lymphhödem-Bein: Operieren, Erfahrungen?

  • Hallo zusammen!


    Leider habe ich mir zwei Mal hintereinander ein Erysipel eingefangen (c.a. ein Monat lag dazwischen. Das aktuelle ist jedoch nicht so stark ausgeprägt wie das letzte). Gesamthaft hatte ich bereits vier Mal das Vergnügen- Die ersten zwei Infektionen lagen aber weiter auseinander. Der Grund dafür war aber immer eine Entzündung am Nagel des grossen Zehs.


    Der Nagel wurde bereits einmal ganz entfernt, jedoch wuchs er, als er seine ursprüngilche Länge praktisch erreicht hatte, direkt wieder ein. Nach langem hin und her wurde es dann ohne weitere OP wieder besser.


    Seit c.a. einem Jahr leide ich nun an einer Nagelfalzentzündung- Die Nagelecke liegt frei, nichts ist eingewachsen, aber weiter hinten granuliert es und Wundflüssigkeit tritt aus. Eiter sehe ich nicht. Seit ein paar Tagen sieht man das wilde Fleisch deutlicher (richtiges, "lebendes" Gewebe), vorher war es nur eine Art "Verhornung". Silbernitrat sollte helfen, weiss aber nicht, ob das Wegätzen wirklich eine so gute Idee ist...


    Jedenfalls bin ich langsam genervt und finde eine OP, entweder mit einem Stück Nagel wegschneiden und wildes Fleisch abtragen oder nur überschüssiges Gewebe entfernen, gar nicht mehr so abwägig.
    Ich habe aber Bedenken, da ich ein primäres Lymphödem habe (wenn auch mehr oder weniger stabil im Zustand), ob die OP nicht zu viel und die anschliessende Heilung nicht zu problematisch ist. Auch weil ich bereits von negativen Ausgängen gehört habe (bei gesunden Personen)...


    Gibt es hier Leute, die sich an eine OP gewagt haben und über Erfahrungen berichten können?
    Für jede Hilfe bin ich dankbar!


    Viele Grüsse, Jeannette

  • Vielen Dank Dr. Martin für die rasche Antwort! Das mit dem Antibiotika habe ich mir bereits gedacht. Mein Verschleiss dieser Tabletten ist richtig in die Höhe geschossen in den letzten paar Monaten...


    Gibt es noch Leute, die persönlich Erfahrungen sammeln konnten?

  • Hallo Twinnie, vielen Dank für deine Schilderungen! Das freut mich, dass die OP bei deinem Sohn erfolgreich verlaufen ist.
    Du sagst, der Nagel könne jetzt auch nicht mehr einwachsen. Besteht das Risiko nicht noch immer? Nur weil die Kante abgetragen wurde, kann er doch immer noch einwachsen oder nicht?

  • Vielen Dank Dr. Martin und Twinnie!
    Vielleicht ist es besser, wenn ich mich an die OP wage und hoffe, dass anschliessend das Problem gelöst ist.
    Meine Bedenken bezüglich OP sind nicht nur der Heilungsprozess oder das Infektionsrisiko (wobei ich das ja im Moment immer habe), sondern auch, dass wenn ein Stück Nagel entfernt wird, das ganze zu schwillt und durch die Enge das Ganze wieder von vorne los geht. War das bei deinem Sohn nicht der Fall? Wurde eigentlich genäht?


    Durch diese Sorgen fände ich es interessant zu wissen, ob das Entfernen des wilden Fleisches (bei mir nur noch ein schwarzes Etwas, aber "laschenförmig"->dadurch können sich darunter Bakterien ansammeln), bereits reichen würde?

  • Da haben Sie Recht, Dr. Martin. Ich wollte die Frage allgemeiner stellen: ob das wilde Fleisch bei jemandem erfolgreich entfernt wurde, ohne den Nagel abzutragen und nachher keine Entzündungen mehr hatte. Das kann natürlich nicht direkt auf mich übertragen werden, aber interessieren würde es mich.


    Was mir auch noch durch den Kopf ging, war das Entfernen des ganzen Nagels, mit der Wurzel (vom Optischen einmal abgesehen...). Dann hätte ich wenigstens Ruhe, wobei ich mir vorstellen könnte, dass die Stabilität des Zehens bzw. die Schutzfunktion durch den Nagel fehlt.
    Die Emmert-Methode erscheint mir zudem etwas feiner, sprich weniger belastend für das Lymphödem (?).

  • Z.T. ist die lokale Entfernung möglich , bei wiederkehrenden Problemen aber die Op. unter Antibiotikaschutz zu überlegen.(Gerade bei Lymphödem wegen des Erysipelrisikos)

  • Ich danke euch für eure Antworten.
    Twinnie, du hast schon recht, und auch ich möchte die Erysipele nicht "abonnieren"- was aber sehr wahrscheinlich der Fall sein wird, wenn ich nichts unternehme. Das mit dem Verätzen hätte ich wahrscheinlich auch lassen sollen...
    Ausserdem: Wieso soll es jetzt heilen, wenn es vor knapp einem Jahr auch nicht der Fall war? Vor allem möchte ich einfach wieder einmal meine Ruhe haben, was Zehennagel-Entzündungen betrifft, auch um die Lebensqualität wieder zu steigern (schwimmen gehen etc.).
    Ich werde heute Nachmittag in die Notfallabteilung des Universitätskrankenhauses gehen, da ich so schnell keinen Sprechstundentermin mehr bekomme. Mir wärs am liebsten, wenn ich möglichst schnell operieren könnte, damit ich dann auch wieder schnell fit bin und die geplanten Ferienjobs in Angriff nehmen kann (wenn auch mit Unterstützung von Familie/Freunden).


    Ich werde die Ärzte jedenfalls wegen des Antibiotika (evt. direkt weiternehmen bis zur OP und darüber hinaus?) und der OP ohne Vernähen ansprechen, falls sie die Emmert-OP befürworten.
    Wenn ich es mir nochmals überlege, wird wahrscheinlich das Entfernen des granulierenden Gewebes nicht ausreichen- die Entzündung steckt bei mir tiefer im Nagelfalz.

  • Danke Twinnie!
    Das mit deinem Sohn tut mir leid- dieses Problem habe ich (noch) nicht.


    In der Notfallstation konnte ich einen Termin in der chirurgischen Sprechstunde für heute ergattern. Der Chirurg hat noch nie an einem primären Lymphödem-Bein operiert (was aber aufgrund der Häufigkeit auch nicht verwunderlich ist). Bezüglich vernähen oder offen lassen meinte er, dass er dies während der OP beurteilen werde.
    Bis Montag muss ich noch Antibiotika nehmen, anschliessend werde ich am Donnerstag operiert (ohne AB). Er will eine Resistenz verhindern.
    Ich vertraue ihm einfach mal, mehr bleibt mir auch nicht übrig. Ich hoffe, dass alles soweit gut kommt.

  • Hallo Twinnie und der Rest!


    Morgen steht die OP an, und ich bin richtig am Verzweifeln- Der Zehen sieht im Moment so gut aus, dass ich mich fast nicht traue, die OP anzutreten und diesen Zustand zu zerstören. Auch weil doch ein rechtes Stück Zehen rausgeschnitten wird und so das Lymphödem nicht gerade verwöhnt wird...
    Ich sitze gerade wirklich zwischen den Stühlen.
    Bleibt zu hoffen, dass der Chirurg die Situation richtig einschätzt und so viel wie nötig aber so wenig wie möglich herumschneidet.

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  • Für alle, die sich für die Emmert-OP an einem primären Lymphödem-Bein interessieren:


    Nach vier Tagen wurde heute erstmals der Verband im Krankenhaus erneuert. Da bei mir die Wunde genäht wurde und ich sehr oft das Bein irgendwo hochlagern konnte, sah das "Gemetzel" am Zehen regelrecht harmlos aus. Der Arzt ist zufrieden mit der Wunde- Es hat wenig nachgeblutet, die operierte Stelle schmerzt nicht bei Berührung und mir selber geht es auch gut (kein Fieber, Schüttelfrost etc., Schmerzen waren/sind praktisch nicht vorhanden). Den neuen Verband kann ich wiederum vier Tage drauf lassen, danach verbindet der Hausarzt die Wunde nochmals neu- Baden oder Salben muss ich nicht.
    In 1.5. Wochen kommen die Fäden raus. Ich bin gespannt, wie sich bis dahin der Nagel entwickelt und wie es nach dem Entfernen weitergeht. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden, ich könnte den Zehen, da keine Schmerzen, normal belasten. Jedoch merke ich, dass nach einer halben Stunde verhaltenen Gehens, wieder hochlagern angesagt ist.
    Direkt nach der OP konnte ich übrigens die Strümpfe (Kniestrumpf Kl. II und Oberschenkelstrumpf Kl. IV) direkt wieder anziehen. Nur die Zehenkappen habe ich heute das erste Mal wieder an, vorher wurden die gesunden Zehen bandagiert.


    Etwas verwirrt bin ich aber schon, dass ich überhaupt nichts desinfizieren muss, geschweige denn irgendwelche Bäder nehmen soll (wobei ich (Bakterien-)Bädern sowieso abgeneigt bin...). Evt. erneuere ich übermorgen den Verband selbst und tupfe die Stelle mit Octenisept ab (wie beim ersten Verbandswechsel). So steril ist ein Verband nach vier Tagen auch nicht mehr...


    ---


    15.07.16:
    Gestern der Verbandswechsel beim Hausarzt, eine Woche nach der OP. Alles in Ordnung, etwas Wundflüssigkeit auf dem Verband. Nicht gerötet, nicht warm, keine Schmerzen.
    Der nächste Verbandswechsel kann ich in drei Tagen selber machen, dann nach weiteren drei Tagen Fäden ziehen (knapp zwei Wochen nach der OP).


    20.07.16:
    Fäden wurden gezogen, der assistierende Arzt ist zufrieden. Der Verband war sauber. Ein weiterer Kontrolltermin wurde festgelegt, jedoch nicht notwendig, nur zur Sicherheit. Auch könnte ich ab heute den Verband weglassen.


    30.07.16:
    Der Kontrolltermin (gestern) habe ich abgesagt, da sich der operierte Nagel nicht ungewöhnlich verhält. Auf dem noch prophylaktisch angebrachten Verband befinden sich kein Wundsekret. Der Zehen wird noch alle zwei Tage zur Sicherheit desinfiziert. Gefühlt stabilisiert sich das "Zehenklima" langsam wieder, wobei man optisch noch Spuren von der OP sieht (abgesehen von dem kleineren Nagel).


    Ich bin jedenfalls zufrieden bis jetzt und hoffe, dass es weiterhin so gut heilt. Dass ich kaum Schmerzen habe und die Wunde gut abheilt, liegt wahrscheinlich daran, dass der Nagelfalz nicht extrem entzündet war (nicht rot, nur Wundsekret und etwas druckempfindlich). Natürlich denke ich ab und zu schon, "was wäre wenn", aber dadurch dass die OP so harmlos über die Bühne ging, bin ich froh mich dafür entschieden zu haben. Danke nochmals für eure Unterstützung! Ich freue mich schon aufs schwimmen gehen :)

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  • Leider schlechte Nachrichten:


    Seit dem 11.11.16 habe ich wieder Probleme mit meinem Nagel. Vermutlich wurde die Wurzel nicht vollständig entfernt, weshalb er nun wieder breiter nachwächst und das Gewebe reizt, bzw. den Nagelfalz und die Wurzelregion. Eine Podologin meinte, dass die fehlerhafte OP nachkorrigiert werden muss- also nochmals unters Messer... Dass es sich nicht um einen einzelnen Nagelsporn handelt, sondern dass der Nagel wirklich wieder am Stück breiter nachwächst, ist mir ein Rätsel. Die OP sollte eine Routine-OP sein.
    Ärgerlich jedenfalls, da ich nun wieder den Zehen verarzten und ziemlich sicher das dritte Mal an meinem Lymphödem rumgeschnipselt werden muss.

  • Hallo Dr. Sprengel!


    Vielen Dank für die Antwort.
    Genau, nach der Abheilung der Keilexzision hatte ich c.a. drei Monate keine Beschwerden, konnte schwimmen gehen, mich sportlich normal betätigen usw. Manchmal zwickte die "Naht" etwas, ich schob dies aber aufs Wetter oder auf verzögerte Wundheilung.


    Das ist ein guter Einwand. Die Zehenkappe am grossen Zeh ist relativ kurz und ist nicht sehr eng geschnitten, eher locker. D.h. kurz vor der Wurzel hört die Kompression auf, die Zehenkappen (KKL 2) sind offen. Oder meinen Sie, dass der hohe Druck davor ebenfalls Auswirkungen haben könnte?
    Ist dies anatomisch überhaupt möglich, dass ich drei Monate Ruhe habe und anschliessend ein Nagel wieder breiter nachwächst?



    Viele Grüsse, Jeannette

  • Ich verstehe Ihre Ausführung, jedoch geht es nicht primär um den nachwachsenden Nagel, der jetzt eine Entzündung hervorruft, sondern eher um das Problem, dass er überhaupt nachwächst (Emmert-OP/Keilexzision ->Wurzel sollte an dieser Stelle weg sein, Nagel sollte schmaler wachsen).


    Jedoch liegt er jetzt wieder breiter nachwachsend vor (sagen wir mal zu 90% ist das so, Resthoffnung bleibt). Und natürlich ist das Druckproblem durch das Schuhwerk grundsätzlich bei der Heilung nicht förderlich, dass bei einem Lymphödem praktisch nicht verhindert werden kann (jedenfalls geht es mir so...).


    Auch habe ich kürzlich neue Schuhe angeschafft, die dann (anfangs) auch etwas (zu) eng sind. Vor diesen neuen Schuhen hatte ich noch keine Probleme, jedoch denke ich nicht, dass dies der wahre Grund ist. Vielleicht hat es den "Ausbruch" noch gefördert, aber wenn der Nagel wieder in voller Breite nachwachsen will, dann macht er das vermutlich auch in Birkenstock-Latschen.


    Ausserdem trage ich im Winter wie im Sommer praktisch immer die selben Turnschuhe; die Enge sollte also grundsätzlich konstant sein (abgesehen von mehr schwitzen und mehr anschwellen in der warmen Jahreszeit).
    Betroffen ist zudem der rechte Nagel am rechten Rand (der Schuh selbst würde auf den linken Rand drücken, hier ist aber mehr oder weniger Ruhe und wurde auch nichts operiert).

  • Nachtrag:
    Am 22.12.16 wird die zweite OP stattfinden, Grund dafür ist ein Rezidiv. Dieses Mal war es dem Arzt ein Anliegen, dass er persönlich die OP durchführt und nichts dazwischen kommt, wie es das letzte Mal der Fall war. Er hat sich über die fehlende Narbe an der Nagelwurzel gewundert, die nach meiner Meinung auch gar nie dort war. Sprich: die Chirurgin der ersten Operation hat gar nicht so weit nach hinten geschnitten, wie es normalerweise der Fall ist (ich nehme an, sie hatte auch ihre Gründe).
    Vermutlich werden die anschliessenden Tage nach der Keilexzision deutlich schmerzhafter als nach dem ersten Versuch, da die Wunde grösser sein wird...

  • Hallo Jeannette,
    ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche OP und wenig Schmerzen. Sie haben mein ganzes Mitgefühl, da ich auch schon Probleme mit dem Zehennagel hatte. Hoffentlich wird es dieses Mal so gut gemacht, dass Sie Ruhe haben. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen :)